London: Furniture Exhibition @ Millinery Works

Von 28. März bis 25. April 2010 zeigt die Millinery Works Gallery zum zweiten Mal  zeitgenössische englische (Holz-)Möbel. Die Ausstellung läuft unter dem Namen 21st CENTURY FURNITURE II – The Arts & Crafts Legacy.  Wer in dieser Zeit nach London kommt und ein Interesse für außergewöhnliches Design oder das Holzhandwerk hat, sollte sich diese Zusammenstellung zeitgenössischer englischer Handwerker/Künstler auf keinen Fall entgehen lassen. Eintritt wird nicht verlangt, alle ausgestellten Stücke kann man kaufen. Allerdings waren am 3.ten Tag der Ausstellung  an dem ich dort war bereits einige Stücke reserviert.

Unter den 40 Ausstellern befinden sich so nahmhafte Vertreter des englischen Handwerks wie John Makepeace, am besten bekannt für seinen Millenium Chair, oder David Savage der eine neue Variation seiner Lovechairs, nämlich „Andromeda (und Perseus)“ zeigt. Dieser Sessel, das Aushängeschild der Ausstellung und Cover des Ausstellungskatalogs, wirkt als würde der Sessel lebendig werden, sich strecken und bewegen – einbißchen als käme er aus Disneys „Beauty and the Beast“ mit den verzauberten Möbeln und Haushaltsgegenständen.


In Großbritannien gibt es einige nahmhafte Designer, die sich der Lehre und Ausbildung des Nachwuchs verschrieben haben. Wie wichtig und wirkungsvoll dies ist, zeigt die große Anzahl an herausragenden Werken junger, oft noch unbekannter Künstler. Toby Howes etwa brilliert gleich mit zwei Werken: „Whisbone“ (siehe Foto am Anfang des Artikels), ein Schaukelstul aus Ahorn und Nuss, sticht durch seine geschwungene, sehr klare Linienführung hervor, ein echtes Meisterstück. Sein „Iris drinks cabinet“ präsentiert sich zuerst als Bartisch, durch drehen des äußeren Tischringes schieben sich die inneren strahlenfürmigen Elemente jedoch zur Seite und geben das Innere mit Abstellfläche für Gläser und Platz für diverse Flaschen frei. Um den Mechanismus zu verstehen empfehle ich ein Video des Amerikanischen Möbelbauers David Fletcher anzusehen, in dem man einen ähnlichen Mechanismus zum Ausziehen eines  runden Tisches sieht.


Ein weitere Künstler dem ich eine große Zukunft wünsche / vorhersage, ist Ian Spencer. Er sagt von sich selbt, dass er durch den Wunsch bzw die Notwendigkeit motiviert wird, Möbel zu kreieren die nicht mit hochwertiger üblicher Verkaufsware vergleichbar sind. „My work is not about problem solving practicaly, but rather about a meeting point between function and sculpture. Sein Stuhl „Poggiale“ ist genau das – Schnittstelle zwischen Kunst/Skulptur und Funktionalität. Stäbe aus 20 verschiedenen Holzarten geschnittenen, unterschiedlicher Dimension sind chaotisch zusammengemixt und bilden doch eine Einheit, an der Oberfläche des Stuhls glatt und fließend, nach unten hin chaotisch zackig, wie ein Wasserfall aus Bausteinen.

Weitere Stücke die ich mir am liebsten gleich mit nach Hause genommen hätte:   John Wilkies Beistelltisch „Bridge“ , Richard Williams graziele Beistelltische aus Liburnum,  Jason Heaps Couchtisch „Infinity + 1“, und Simon Jewells Schmuckschatullen (alle oben). Selbst Stücke deren generelles Desing mir nicht zugesagt haben, wie z.B. David Paddisons klassizistische Pillar Box, beinhalten Details, die so liebevoll und aufwändig gemacht sind, dass man sie trotzdem ins Herz schließt: Bei David Paddisons Stück ist das etwa die Gestaltung des Inneren, also die vielen kleinen Laden mit durchgehendem Furnier, deren Griffe subtil an die Größe der Laden angepasst ist, Schwalbenschwänze selbst in nur 3mm dicken Schubladenwänden usw. Und jene Stücke, die schon vom Design am Foto oder im Ausstellungskatalog gefallen, beeindrucken dann vor Ort natürlich noch viel mehr. Einzig David Savages Andromeda Stuhl – das Aushängeschild der Ausstellung, gibt meiner Ansicht nach am Foto mehr her als in Natura.

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